Wissensnetzwerke insb. Communities of Practice

Wissensnetzwerke verbinden Wissensträger mit ähnlichen Interessen und Aufgabenstellungen. Es erfolgt ein intensiver Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie gemeinsames Lernen. Wissensnetzwerke entstehen durch Interaktion zwischen Menschen durch gemeinsames Themeninteresse und/oder Ziel. Man kann Wissennetzwerke mit Kommunikationsforum: Austausch von Gedanken, Ideen und Meinungen vergleichen. Außerdem findet in Wissensnetzwerke der Austausch von Erfahrungen und Artefakten, wie Dokumente, Fotos, Videos statt. Es wird an konkreten Themen/Problemstellungen gemeinsam gearbeitet. Die Ergebnisse werden für alle zugänglich dokumentiert. Wissensnetzwerke erforderern stets informationstechnische Unterstützung (vgl. Mittelmann 2011; Lave & Wenger 1991).

Zur Erinnerung, die Gruppe 9 hat uns folgende Definition nach North/Romhardt/Probst (2000) mitgebracht: “Communities of Practice sind über einen längeren Zeitraum bestehende Personengruppen, die Interesse an einem gemeinsamen Thema haben und Wissen gemeinsam aufbauen und austauschen wollen. Die Teilnahme ist freiwillig und persönlich. Communities of Practice sind um spezifische Inhalte gruppiert.” CoP sind eine spezielle Art/Form von Wissensnetzwerke. Diese werden über ähnliche Aufgabenstellungen und gegenseitige Hilfe zu deren Bewältigung geknüpft. Beispiele für solche CoP finden wir auch im Unialltag: Gruppenarbeiten, Übungen und der virtuelle Classroom. Ich habe mit allen drei Beispielen der CoP Erfahrungen. Gruppenarbeiten müssen wir alle machen – hier kritisiere ich den oft fehlenden Wille, außer die Dozenten stellen uns frei, ob wir unsere Prüfungsleistung als Einzel- oder Gruppenarbeit absolvieren wollen. Die Übung erfüllt alle Merkmale eines Wissensnetzwerk insb. eines CoP. Außer im Bachelor mit über 100 Teilnehmern an einer Übung kann man nicht als persönlich bezeichnen ;). Aber es werden Artefakte ausgetauscht, es ist freiwillig, da keine Anwesenheitspflicht vorhanden ist, es dauert ein Semester und es wird ein Thema bearbeitet in einer Gruppe. Jedoch muss man hier kritisieren, dass der Wissensausstausch zwischen dem Übungsleiter sehr unterschiedlich ausfällt. Es gab Übungen, da wurde diskutiert und es fand wirklich ein Austausch statt. Aber es gab auch Übungen, die eher wie ein Frontalunterricht stattgefunden haben und der Übungsleiter der einzige war, der geredet hat. Erfahrungen mit einem virtuellen Classroom habe ich am Lehrstuhl von Herrn Schoop gemacht. Hier werden die Ergebnisse sofort durch den schriftlichen Kontakt dokumentiert und erspart einen so Zeit.

Ein weiteres spannende Gruppenarbeit war das Planspiel am Lehrstuhl Organisationsmanagement im Rahmen der Lehrveranstaltung „Management des Wandels“ und „Management der Strategie, Struktur und Verhalten“. Wir waren eine Gruppe von 15 Studenten. Unsre Aufgabe war es eine Fabrik zur Herstellung von Nockenwellen in China aufzubauen mit allem drum und dran, so das diese in Betrieb gehen kann. Dazu haben wir Abteilungen gebildet und diese besetzt. Es gab die Finanzierung, das HR, Geschäftsführung, Controlling, Einkauf usw.. Wir hatten zwei Tage die Aufgabe mit vorgegeben Budget und Zeit (20min = 1 Monat) zu erledigen. Dabei haben wir Lego zur Visualisierung verwendet und Clip Charts zur Dokumentation der Teilaufgaben (z.B. wie viel Mitarbeiter müssen eingestellt werden, welche Grundstück kaufen wir, welche Maschinen werden bestellt, was für kulturelle Unterschiede sind zu berücksichtigen etc.). Denkt ihr es war eine CoP, obwohl es nur zwei Tage stattgefunden hat?

CoP ist eine spezielle Form von Wissensnetzwerken und wurde 1991 von Lave und Wenger geprägt. Welche Arten gibt es noch? Zu einem wäre da die Communities of Interest (CoI) und zum anderen die Communities of Experts (CoE). Bei einer CoI findet ein Austausch zu einem gemeinsamen, alle interessierenden Thema, z. B. ein Fanclub. Bei einer CoE treffen Experten eines Gebietes zusammen zur Vertiefung des gemeinsamen Forschungsgebiets (vgl. Mittelmann 2011).

Habt ihr Erfahrungen mit CoP, CoI oder CoE?

Auch der Begriff Lesson Learned fiel heute in der Präsentation. Gerne könnt ihr es euch nochmal in meinem Beitrag durchlesen, was man darunter versteht.


Lave, J. & Wenger, E. (1991): Situates Learning: Legitimate Peripheral Participation. Cambridge: Cambridge University Press.

Mittelmann, A. (2011): Werkzeugkasten Wissensmanagement, Norderstedt: Books on Demand

North, K., Franz, M., Lembke, G. (2004): Wissenserzeugung- und Austausch in Wissensgemeinschaften Communities of Practice. Schriften zur beruflichen Weiterbildung. Heft 85. Berlin.

 

4 Gedanken zu “Wissensnetzwerke insb. Communities of Practice

  1. Der Bezug von Communities of Practice auf den Unialltag ist sehr interessant. Ich persönlich würde am ehesten ein Seminar als eine CoP bezeichnen, da dort ein Wissensaustausch auf eher gleichberechtigter Ebene (im Gegensatz zu Übungen oder Vorlesungen) stattfindet, und solang das Seminar eine gewisse Größe nicht überschreitet sehe ich auch alle Anforderungen als erfüllt an.

    Um auf deine Frage einzugehen, ob das von dir absolvierte Planspiel eine CoP war: Ich denke es hatte die Intention, eine CoP zu bilden, jedoch kann man diese Gruppe nur wirklich als CoP beschreiben, wenn über das Projekt hinaus ein weiterführender Wissensaustausch stattgefunden hätte. Mit einem Abschluss nach einer solch kurzen Zeitperiode scheinen nicht alle Anforderungen für eine CoP erfüllt.

    Gefällt 1 Person

    1. Vielen Dank für dein Kommentar. Hinsichtlich dem Seminar und deren Gegebenheiten stimmt ich dir zu !
      Das Planspiel wird von uns in einem weiteren Reflexionstermin nochmals aufgegriffen. Allerdings weiß ich nicht ob wir da unsere Erfahrungen in einer Lesson Learnd abschließen oder nicht. Aber ja die kurze Zeitperiode sehe auch ich als kritisch an. Jedoch bin ich schon der Meinung, dass wir die 5 Phasen einer CoP auch ind er kurzen Phase durchlaufen haben.

      Like

  2. Vielen Dank für deinen Bezug zur verschiedenen Modulen in unserem Masterstudium. Ich finde es sehr spannend herauszufinden, wo uns eigentlich überall CoP´s begegnen. Auch ich habe im universitären Bereich öfters in Wissensgemeinschaften an einem Thema gearbeitet und somit eine Wissenserweiterung generieren können.
    Auch im Alltag befindet sich jedes Individuum in CoP´s. So würde ich beispielsweise mein Hobby „Volleyball spielen“ auch als eine CoP bezeichnen. Schließlich haben alle Teammitglieder das gleiche Interesse, sind aufeinander angewiesen in einem Spiel und verfolgen alle das eine Ziel – zu gewinnen!

    Like

  3. Hallo uniblogginggirl,

    im Rahmen meiner Tätigkeit im Fitnessstudio hat sich eine Community of Practice gebildet. In regelmäßigen Abständen traf ich mich mit meinen Trainerkollegen, um gemeinsam zu trainieren oder uns regelmäßig über neue Trainingsmethoden oder die Ernährung auszutauschen. Dabei entstanden gerade im Bereich Trainingsplanung neue Idee, die wir auch teilweise an unsere Kunden weitergaben.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar